Die polnische Sahara im Słowiński Park Narodowy
Die Polnische Sahara ist unser erstes Ziel auf unserer Polenreise. Sie liegt direkt am Meer in der Woidschaft Pommern im Słowiński Park Narodowy. Der Nationalpark ist rund 550 ha groß und ist durch seine Lage unglaublich abwechslungsreich und ein ökologisches Paradies für rund 250 Tierarten.
Im Norden grenzt der Park an die Ostsee. im Landesinneren gibt es Flüsse, Seen und große Fichtenwälder und natürlich die beeindruckende Wanderdüne. Diese ist rund 1,3 km lang, 500 Meter breit und an der höchsten Stelle ca. 42 Meter hoch.
Im Mittel bewegt sich die Düne jedes Jahr 9-12 Meter in Richtung Osten und begräbt auf ihrer Wanderung unerbittlich Bäume und Dörfer. In der Vergangenheit wurde der Ort Łączka von der Düne begraben, sodass er an einer neuen Stelle neu errichtet werden musste.
Es gibt verschiedene Wanderwege, und die Möglichkeit mit dem Schiff die Düne zu erreichen. Von Leba aus fahren zudem Elektromobile in die Nähe der Düne. Unser Ausgangspunkt ist der bewachte Waldparkplatz in Rabka. Hier dürfen wir auch über Nacht mit dem Lotti-Mobil gegen eine kleine Gebühr stehen. Für uns ist der Parkplatz der ideale Ausgangspunkt für unsere geplante Rundwanderung, da der Wanderweg nur wenige Meter weit vom Parkplatz entfernt ist und wir uns so die Anreise sparen.
Während unserer Hinfahrt und unserer Ankunft regnet und stürmt es als gäbe es kein Morgen. Kurz bevor die Sonne untergeht, werden wir jedoch mit einem Farbspektakel belohnt, was uns für den morgigen Tag hoffen lässt.
Früher Vogel fängt den Wurm
Wer die Düne besichtigen möchte, startet am besten in den frühen Morgenstunden. Denn gerade im Sommer heizt sich der Sand schnell auf und die Sonne macht einem beim Aufstieg ganz schön zu schaffen. Zudem entgeht man in der Ferienzeit so den zahlreichen Touristen, welche ab dem späten Vormittag die Strände wortwörtlich fluten und den Strand in einen Jahrmarkt verwandeln. So können wir die Morgenstille genießen und hat mit ein wenig Glück haben wir auch die Gelegenheit das eine oder andere scheue Tier zu treffen und in Ruhe zu beobachten.
Wer aus Richtung Rabka kommt, muss in der Regel für den Eintritt in den Nationalpark eine Gebühr bezahlen. Wir sind so früh dran, dass das Kassenhäuschen noch geschlossen hat.
Wir laufen den rund 5,5 km langen Waldweg. Dieser ist befestigt und wird parallel von einer geteerten Straße begleitet, welche von zahlreichen Radfahrern genutzt wird.
Das frühe Aufstehen lohnt sich. Unterwegs können wir Rehe und einen Fuchs beobachten, der sichtlich irritiert ist, um diese Uhrzeit jemandem zu begegnen. So langsam erwacht der Tag mit sanftem Vogelgezwitscher.
Eine kleine Attraktion auf diesem Weg ist das ehemalige Raketentestgelände. Hier wurden im Zweiten Weltkrieg von der Deutschen Luftwaffe Raketen getestet. Das Museum ist überschaubar und so viel ist von dem ehemaligen Gelände nicht mehr erhalten.
Der größte Sandkasten Polens
Wir erreichen nach rund 2,5 Stunden die ersten großen Dünen. Während zuvor alles sehr flach war, beginnt nun ein steiler Anstieg im Sand. Wir werden begleitet von Bäumen, welche einen erbitterten Kampf gegen die Sandmengen führen und diesen früher oder später verlieren werden. Die Szenerie stimmt uns ein wenig traurig, aber auch wir können uns ihrer Faszination nicht entziehen.
Der Sand rutscht immer wieder unter den Füßen weg. Die aufgehende Sonne entwickelt so langsam ihre volle Kraft. Noch ein paar Meter und wir haben den höchsten Punkt der Düne erreicht! Die Mühe wird mit einem einzigartigen Ausblicken belohnt. Auf der einen Seite kräuselt sich das blaue klare Wasser des Lebesko Sees. Wenn man sich umdreht, schaut man so weit das Auge reicht über Sand. Obgleich uns die Sahara als eine der größten Sandwüsten der Erde bereits vertraut ist, sind wir sehr beeindruckt von diesem Ort. Denn hier treffen so viele unterschiedliche Landschaften und Biotope auf nur wenigen Quadratkilometern aufeinander. Das macht dieses Fleckchen Erde zu einem ganz besonderen Platz.
Zurück geht es über den weichen Sandstrand. Herr Sohn lässt es sich nicht nehmen den halben Weg zu schwimmen. Den Strand teilen wir uns für mehrere Stunden mit nur einer weiteren Familie und genießen die Weite und Leere.
Jahrmarktstimmung inklusive
Als wir kurz vor dem Parkplatz auf den Waldweg einbiegen erleben wir fast einen Kulturschock. Bisher war alles ruhig und verlassen. Doch auf dem Platz in der Nähe des Kassenhäuschens tobt das pure Leben. Menschenmassen strömen auf dem Waldweg in Richtung Strand, um hier den sonnigen Tag zu genießen. Die Buden haben geöffnet, es läuft Musik. Fast wie ein kleiner Jahrmarkt. Es duftet verführerisch nach frischen Waffeln.
Erst jetzt merken wir, dass es schon fast Mittag ist und sich unser Magen meldet. Da heute die Sonne scheint und sich von ihrer besten Seite zeigt, kaufen wir hier unser erstes polnisches Eis und leckere warme mit Schokolade gefüllte Waffeln und schauen noch eine Weile dem bunte Treiben zu. Die Waffeln und das Eis sind der Hit. Wenn ihr uns später fragt welches kulinarische Highlight wir Polen zuordnen, dann werden diese beiden Dinge sicher mit auf der Liste stehen.
Fazit: Ein einzigartiges Erlebnis
Wir sind begeistert von dieser Wanderung! Wir empfehlen Euch morgens früh loszulaufen und den Rückweg über den Strand zu wählen. Am Strand mit seinem unglaublich weichen Sand lässt sich die Mittagszeit bei einer leichten Brise und mit den Füßen im Wasser gut überstehen. Zudem kann man hier viele bunte Steine sammeln, welche man nicht gerne auf die Düne hoch schleppen möchte.
Der Weg ist vom Parkplatz aus rund 11-14 km lang. Man sollte 5 – 6 Stunden einplanen, wenn man ein wenig die Natur bewundern und die eine oder andere Pause machen möchte. Mit kleinen Kindern wird die Tour sicherlich etwas länger dauern. Outdoorkinder welche Wanderungen gewohnt sind, schaffen die Runde ab einem Alter von ca. 7 Jahren. Sie ist nicht wirklich anspruchsvoll und die Düne schaffen die Kinder schneller hochzuklettern, als wir Erwachsene.
Denkt daran etwas zu Trinken mitzunehmen. Pro Person empfehlen wir an warmen Tagen mindestens einen Liter Wasser. Auch eine Kopfbedeckung und ein wenig Sonnencreme sind zu empfehlen. Wer noch eine Runde schwimmen möchte, sollte Badesachen einpacken. Das flache Wasser bietet sich zum Planschen für die Kinder an.
Von uns erhält die Runde 3 Daumen hoch. (Der dritte Daumen rollt gerade mit Herrn Sohn die Wanderdüne hinunter)
Wie zu erwarten ist mittlerweile auch der Parkplatz dicht zugestellt. Wie gut, dass wir uns am Vorabend strategisch günstig hingestellt hatten. So kommen wir ohne größere Probleme aus unserer Parklücke heraus.
Unser nächstes Ziel für heute ist die frische Nehrung. Von dem Ort Krynica Morska wollen wir morgen eine Bootstour über das Haff nach Frauenburg (Frombork) machen. So zumindest der Plan.
Und noch ein Hinweis
Leba ist in den Sommerferien ein sehr beliebter Touristenort. Der Ort ist regelrecht überlaufen und erinnert ein wenig an Malle. Auf den Straßen haben sich bunte Verkaufsbuden und die Gastronomen ausgebreitet und das Ortsbild bietet ein kunterbuntes Treiben. Wer also auf einen Campingplatz angewiesen ist, sollte hier vorher anfragen, ob ein Platz vorhanden ist. Die Plätze sind alle im Ort bzw. am Ortsrand. Mit dem Fahrrad kann man von hier aus aber ohne Probleme Rabka als Ausgangspunkt für die Rundwanderung oder einen Tag am Strand erreichen.
Plant bitte die täglichen Touristenbewegungen mit ein. Auf unserer Hinfahrt um ca. 18:00 Uhr kamen uns tausende von Fahrzeugen entgegen und alle Kreisel waren verstopft. Da gerade wettertechnisch die Welt unterzugehen schien, war ich ziemlich beunruhigt, denn so einen Verkehr kenne ich nur von Evakuierungen. Mit Erleichterung stellten wir fest, dass es sich „nur“ um den Tagestourismus handelte, welche am Abend nach Hause fuhren. Entsprechend sind morgens dann auch die Zufahrtsstraßen in Richtung Meer verstopft.