Wir starten mit unserer Tour in Rosslare, wo wir morgens in aller Frühe nach rund 18 Stunden Überfahrt mit der Fähre ankommen. Wir gehören zu den wenigen Touris, welche nach dem harten Lockdown der Iren als erste mit der Fähre übersetzen. Somit ist die Fähre relativ leer.
Das Auschecken geht trotz der gefühlten 30 Formulare, welche wir vorzeigen müssen, erstaunlich schnell und nach wenigen Metern haben wir den kleinen Hafen verlassen. Wir sind ein wenig verwundert. Irgendwie hatten wir uns den Ort als auch den Hafen größer vorgestellt.
Die Einreisebestimmungen (nicht nur unter Corona) ändern sich relativ häufig. Ihr könnt Euch auf den Seiten des Auswärtigen Amtes oder der irischen Regierung informieren. Dort findet Ihr auch alle Einreiseformulare und die Krisenvorsorgeliste. Hier geht es zur Seite der irischen Regierung und hier zu Seite der nordirischen Regierung. Bitte bedenkt bei Eurer Reiseplanung, dass Irland und Nordirland unterschiedliche Länder sind. Informiert Euch über die jeweiligen Einreisebedingungen.
So wirklich haben wir für diesen Tag keinen Plan und wenn wir ehrlich sind, haben wir uns auch nicht mit der Region Wexford und der kleinen Halbinsel auseinandergesetzt, da wir ja eigentlich den Wild Atlantic Way und einige kleinere Sehenswürdigkeiten entlang dieser Strecke im Visier hatten.
Ich möchte Euch aber schon jetzt mit auf den Weg geben, dass uns der Ring of Hook wirklich große Freude bereitet hat und wir the Hook und die Gemarkung Wexford ausgesprochen sehenswerter finden. Der Ring of Hook mit seinen Parks und weißen Stränden ist durchaus einen längeren Aufenthalt wert.
Hier zeigt sich Irland von seiner entspannten Seite. Wir fanden die ersten Tage so wunderschön, dass wir am liebsten hier geblieben wären. Wunderschöne Küsten und weiße Strände laden zum Verweilen ein. Und auch historisch hat der Landstrich einiges zu bieten.
Die grobe Richtung ist durch unser Ziel Widl Atlantic Way vorgegeben. Wir starten in Richtung Westen. Auf unserer Route liegt eine kleine Festung, welche wir uns anschauen möchten.
Im Westen der Gemarkung Wexford
Das Duncannon Fort
Das Duncannon Fort liegt malerisch gelegen in dem kleinen verträumten Dorf Duncannon auf der Halbinsel Hook in der Grafschaft Wexford.
Duncannon Fort wurde im 15ten Jahrhundert errichtet und liegt auf der felsigen Landzunge direkt am Meer. Es ist eine von drei Bastionen, welche in der Gemarkung Wexford errichtet wurden. Heute kann man die Burg, die Türme und die Ringmauer besichtigen. Es erwarten einen 450 Jahre spannende Geschichte und ein wundervoller Blick über die Waterford-Bucht. Eine Tour dauert ca. eine Stunde und kann im Voraus gebucht werden.
Leider ist entgegen der uns vorliegenden Informationen das Fort geschlossen und wir können nur durch das alte Tor einen Blick hineinwerfen. So wird es uns in den nächsten Tagen noch weitere Male ergehen. Denn was wir nicht mitbekommen haben – Irland hat während wir auf der Fähre waren, einfach den Lockdown verlängert.
Entgegen aller Informationen durften Burgen, Schlösser, Museen und sonstige Attraktionen weitere 7 Tage nicht öffnen. Davon betroffen auch die Pubs und alles, was man auf seiner ersten Irlandfahrt so auf dem Programm stehen hat. Erst Tage später und der Verzweiflung nahe, erfahren wir von diesem Sachverhalt und müssen unsere Reise hieraufhin erheblich anpassen.
Duncannon
Duncannon ist ein kleines verträumtes Fischer-Dorf mit rund 300 Einwohnern, welcher aber stark vom Tourismus lebt. Entsprechend ansprechend ist die schmale Hauptstraße mit ihren alten Häusern und kleinen Läden. Hier befindet sich in Laufweite zum Duncannon Fort die Touristeninfo. Wir steuern diese an und versuchen noch ein wenig Infomaterial über Irland einzusammeln. Zu den einzelnen Halbinseln gibt es jeweils kleine Broschüren, welche alle Attraktionen, Restaurants und Unterkünfte enthalten. Auch ein Tideplan ist sinnvoll.
Die Damen in der Touristeninfo sind ein wenig erstaunt, ausländische Touristen zu sehen. (Im Nachhinein wissen wir nun auch warum) Schnell sind wir in ein freundliches Gespräch verwickelt und erhalten einen Hinweis, wo wir die Nacht mit unserem Lotti-Mobil frei stehen können. Denn natürlich reagiert kein Pub und kein Campingplatz auf unsere Anfragen.
Duncannon Beach
Bereits bei unserem Spaziergang zu dem Fort, fällt uns der grandios schöne Strand auf und dass hier die Fahrzeuge direkt drauf stehen dürfen. Nach unserem Besuch in der Touristeninformation beschließen wir den Rest des Tages einfach nichts zu machen und uns ein wenig zu erholen. Die Müdigkeit steckt und die Überfahrt steckt uns noch in den Knochen. Das Thermometer zeigt fast 30 Grad, die Sonne scheint. Ein perfekter Tag zum Baden.
Wir holen rasch das Lotti-Mobil, kaufen Kuchen und genießen den Tag am Strand. Schwimmen, Burgen bauen, Ball spielen. Einfach wunderbar!
Leider können wir hier nicht die Nacht verbringen. Es gibt hier Ebbe und Flut. Somit packen wir unsere Sachen und machen uns auf zum „Geheimtipp“, welchen wir von den Damen aus der Touristeninfo bekommen haben.
The Hook Head – Südlichster Zipfel von Wexford
Wir fahren rasch zum südlichsten Zipfel der Halbinsel – dem Hook Head. Immer entlang der Küste, welche von der Abendsonne in ein wunderbares Farbspiel getaucht wird. Da wir relativ spät reisen, blüht hier und da die Heide. Kleine Farbkleckse in der Landschaft. Daneben das goldene Getreide, welches kurz vor der Ernte steht. Hier steht auch the Hook Lighthouse.
The Hook Lighthouse – der älteste Leuchtturm Irlands
The Hook Lighthouse ist ein rund 800 Jahre alter Leuchtturm, welcher direkt durch seine Farbgebung auffällt. Schwarz-weiß steht er an der südlichsten Landzunge der Region. Von hieraus hat man einen wundervollen Blick in alle Himmelsrichtungen.
The Hook Lighthouse kann natürlich besichtigt werden. Für Kinder ein spannendes Erlebnis, den Turm zu besteigen und interaktiv etwas über The Hook, das Lighthouse und die bewegte Geschichte zu erfahren.
Wusstet Ihr, dass vor 800 Jahren das Leuchtfeuer aus einem großen offenen Feuer bestand, welches Unmengen Holz verschlang? Aber wir wollen nicht zu viel verraten. Begebt Euch selbst auf Entdeckungstour.
Nach dem kleinen Ausflug kann man im Garten bei einem Kaffee und einer Limonade eine kleine Pause genießen
Eine kleine geografische Besonderheit gibt es hier. Der Felsuntergrund besteht aus zwei Arten von Sedimentgestein: zum einen aus roten Sandstein und aus Kalkstein. Den Sandstein wird man immer wieder in der Region in Form von Mühlsteinen und Wassertrögen finden. Der Kalkstein konnte zur Bodenverbesserung genutzt werden und diente oft als Mörtel beim Bau von Mauern.
Kurz vor dem Hook Lighthouse gibt es eine kleine Wiese. Hier stehen schon einige Einheimische, welche es sich hier auf Dauer in ihren Wohnwagen eingerichtet haben. Wie wir später erfahren oft Zigeuner (ja, die Iren nutzen diesen Begriff), welche nicht besonders beliebt sind.
Oftmals sind es aber auch Personen, welche aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage des Landes, nicht in der Lage sind eine Wohnung zu bezahlen und so im Camper leben. Wir werden im Laufe unserer Reise noch eine sehr nette Begegnung machen – aber dazu später mehr.
Für heute gesellen wir uns mit dem Lotti-Mobil hinzu und verbringen hier unsere erste Nacht im bezaubernden Irland.
Geschichte(n) wohin man schaut
Den Morgen starten wir nach einer ruhigen Nacht mit einem wundervollen Blick auf die Bucht. Ein frischer Kaffee. Die Sonne scheint. Besser kann der Urlaub nicht beginnen. Wir fahren die Straße, welche wir gestern Abend gekommen sind, zurück. Denn hier gibt es die eine oder andere Sehenswürdigkeit, welche wir uns nicht entgehen lassen möchten. Natürlich umwoben mit Geschichten und Sagen.
The Dollar Bay
In einer kleinen Bucht befindet sich the Dollar Bay. Ein kleiner Sandstrand, der zum Baden einlädt. Wie die Bucht zu ihrem Namen kam?
Im Sommer 1765 brach das Schiff „Earl of Sandwich“ zu einer Reise von London nach Santa Cruz zu den Kanarischen Inseln auf. Hier lud es zahlreiche wertvolle Waren wie Seide, Juwelen aber auch spanische Goldmünzen. Auf dem Weg nach London wurde das Schiff von Passagieren gekapert. Am 30. November nahmen sie das im Ärmelkanal liegende Schiff ein und setzten Kurs auf die irische Küste. In der Nähe von Duncannon verließen die Piraten das Schiff und brachten die Schätze mit einem Beiboot an Land. Einen großen Teil des Schatzes vergruben Sie am Strand. Einen weiteren Teil nahmen sie mit sich, um Waffen und Pferde zu kaufen. Natürlich blieb die teure Einkaufstour nicht unbemerkt.
Als der Magistrat von New Ross erfuhr, dass irgendwo am Ufer der Flussmündung 250 Säcke mit Gold vergraben waren, schickte er zwei Beamte los, um mit Hilfe der Truppen im Duncannon Fort das Ufer zu durchsuchen. Am zweiten Tag der Suche fanden sie den Schatz an dem Strand, der seither als Dollar Bay bekannt ist. (Quelle: https://hookpeninsula.com/coastal-life-blog/dollar-bay) Es wird gemunkelt, dass man bis heute Goldmünzen finden kann.
The Loftus Hall – das bekannteste Geisterhaus Irlands
Schon von weitem sieht man es, das alte Anwesen, welches an der Küste steht und über eine lange Zufahrt zu erreichen ist. Selbst an einem sonnigen Tag wie heute, sieht es irgendwie unheimlich aus. The Lofthus Hall wurde 1350 von der Familie Redmond während der Zeit des Schwarzen Todes erbaut.
Die Einheimischen glauben, dass das Haus vom Teufel und dem Geist eines jungen Mädchens heimgesucht wird.
Der Legende nach näherte sich in einer stürmischen Nacht ein Fremder auf einem Pferd Loftus Hall und wurde von der Familie Tottenham, die zu dieser Zeit dort wohnte, hereingebeten. Die junge Lady Anne Tottenham wurde von diesem Fremden verzaubert.
Eines Abends ließ Lady Anne beim Kartenspielen eine Karte fallen, und als sie sich bückte, um sie aufzuheben, erhaschte sie einen Blick auf den Fuß des Fremden unter dem Tisch – er hatte Hufe anstelle von Füßen! Daraufhin schoss der Fremde in einem Flammenball durch das Dach. Der Geschichte zufolge erholte sich Lady Anne nie mehr von diesem Erlebnis und lebte fortan in dem Gobelinzimmer, wo sie Jahre später starb. Bedienstete und Familienmitglieder berichteten, dass sie ihren Geist nachts im Haus umherwandern sahen. (Quelle: https://www.waterfordvisitorcentre.com/blog/haunting-history-loftus-hall)
Mehr zu dem Haus und seiner Geschichte erfahrt ihr in unserem Bericht The Loftus Hall – das bekannteste Geisterhaus Irlands
Templetown Kirche – Ruinen der Tempelritter
Direkt an der Straße steht die unscheinbarer kleine Kirche mit der langen Geschichte. Wenn man nicht bewusst hier stoppt, nimmt man sie kaum wahr.
Templetown war das Hauptquartier des Templerordens in Wexford. Dieser religiöse Militärorden wurde im 12. Jahrhundert gegründet, um christliche Pilger auf dem Weg ins Heilige Land zu schützen. Ritter im mittelalterlichen Europa waren in der Regel Männer aus der Oberschicht, die aus wohlhabenden Verhältnissen stammten. Bevor die Normannen kamen und diesen Ort den Tempelrittern überließen, stand hier eine ältere, dem heiligen Alloch geweihte Kirche. Alloch gehörte zusammen mit Dubhán und Brecaun zu einer Familie früher walisischer Mönche, die nach Irland reisten und auf der Halbinsel Hook Kirchen gründeten.
Der Verkehr zwischen Wales und Irland war im Mittelalter weit verbreitet, und von walisischen Häfen aus segelten normannische Ritter wie Strongbow und William Marshal nach Wexford. Wenn ihr mehr über die Normannen erfahren und ihrer Route in Irland folgen wollt, klickt auf diesen Link.
Am Freitag, dem 13. Oktober 1307, verhaftete Philipp IV., der König von Frankreich, führende Mitglieder des Templerordens und beschlagnahmte ihren Besitz in Frankreich. Viele der Templer wurden brutal gefoltert, bis sie falsche Anschuldigungen gestanden. Im Jahr 1312 löste Papst Clemens die Templer auf und übergab den größten Teil ihres Besitzes an die Johanniterritter.
Von der mittelalterlichen Kirche ist nur noch der Turm übrig. Der Turm deutet darauf hin, dass die Kirche, wie andere im mittelalterlichen Wexford auch, gegen Angriffe befestigt war. Ein solcher Angriff könnte von den einheimischen Iren ausgegangen sein, die mit der normannischen Kontrolle unzufrieden waren, oder von rivalisierenden religiösen Häusern in der Gegend. Im 19. Jahrhundert wurde der Turm verändert, als neben ihm die moderne Kirche der Church of Ireland gebaut wurde. Quelle https://thenormanway.com/templetown-church/
Was gibt es noch zu sehen?
Die kleine Halbinsel und die Gemarkung Wexford hat noch allerhand mehr zu bieten.
So findet Ihr immer wieder den Namen Kennedy und ihr liegt richtig. Hier hat der berühmte Präsident von Amerika seine Wurzeln. Das Kennedy Homestead, der Geburtsort von Präsident John F. Kennedys Urgroßvater Patrick Kennedy, erzählt die Geschichte von fünf Generationen der Kennedy-Dynastie und wird noch heute von seinen Nachkommen bewirtschaftet.
Was haben die Iren mit den Engländern gemeinsam? Die Liebe zu opulenten Gärten. Ein besonders schöner Garten für Familien ist der JFK Arboretum. Gerade an heißen Tagen bietet er Schatten und ein schönes Mikroklima. Aber auch die zahlreichen anderen Themengärten und Anlagen rund um die alten Herrenhäuser sind immer einen Ausflug wert.
EIne kleine Attraktion ist das Storytelling Houses of Wexford. Hier werden noch echte Geschichten erzählt.
Outdooraktivitäten und Events gehören genauso in den Sommermonaten dazu. Eine Übersicht findest Du hier.
Und natürlich gibt es viele historische und moderne Orte, welche sich entdecken lassen. An dieser Stelle möchte ich Dir auch die Seite des Heritage Irland empfehlen. Hier findest du eine Übersicht über alle historischen Sehenswürdigkeiten, welche von dem Denkmalschutz verwaltet werden. Es gibt eine Jahreskarte, welche sich durchaus lohnt. Du kannst diese Karte direkt vor Ort erwerben.
Warum Du unbedingt Irland bereisen solltest, erfährst Du in dem Beitrag 5 Gründe für einen Urlaub in Irland.
Wenn Du schauen möchtest, welch beeindruckende Natur Dich erwartet, dann komm mit uns auf die Klippenwanderung in Dingl.