In der fünften Klasse hatte ich im Geschichtsunterricht die erste Gelegenheit Ägypten, die Pyramiden und Tutanchamun kennenzulernen. Das war vor rund 36 Jahren. Reisen in Richtung Nordafrika alles andere als erschwinglich, weswegen ich mir für ein kleines Vermögen ein Buch über Tutanchamun und die Cheopspyramide kaufte und abends ehrfurchtsvoll in den Seiten blätterte.
In den Jahren darauf wurde Reisen preiswerter und populär und auch Ägypten stand auf der Reiseliste. Aus diversen Gründen habe ich es aber nie geschafft mir das Tal der Könige oder die Pyramiden anzuschauen. Umso gespannter bin ich nun auf die Tut-Ausstellung im Reiss-Engelhorn-Museum (REM) in Mannheim.
Tutanchamun – sein Grab und seine Schätze
Bereits seit dem 10.09.2021 hat die Tut-Ausstellung ihre Türen geöffnet. Als kleines Weihnachtsgeschenk gibt es für Familien vergünstigten Eintritt. Bis zum 09.01.2021 kostet das Ticket für Familien 34,40 Euro. Für die Kinder wurde eine kleine Tut-Rallye vorbereitet, an deren Ende eine Überraschung winkt. Die Tickets gibt es vorab zu buchen oder an der Kasse vor Ort. Genaue Informationen zu den Öffnungszeiten und Organisatorischem erhaltet Ihr auf der Seite der Tut-Ausstellung. In Mannheim wird die Tut-AUsstellung bis zum 27.02.2022 zu sehen sein.
Die Ausstellung
Tutanchamun war ein altägyptischer Pharao der 18. Dynastie. Er regierte ungefähr von 1332 bis 1323 v. Chr. Erstaunlich für uns ist, dass er nicht sehr alt wurde und bereits im jugendlichen Alter von 18 – 20 Jahren verstarb.
Das Grab von Tutanchamun ist nicht das größte Grab und sicherlich auch nicht das mit den meisten und prunkvollsten Grabgaben, jedoch ist es eines der wenigen, welches nicht / nur minimal den Grabräubern zum Opfer fiel und am besten erhalten ist. Die Tut-Ausstellung präsentiert eindrucksvoll sein Grab und seine Schätze.
Die Ausstellung kann man als Superlativ beschreiben. Es ist unbeschreiblich, wie viele Exponate präsentiert werden und wie opulent das Grab und seine Beigaben sind. Wir sind auch Stunden nach dem Besuch zutiefst beeindruckt und können das Gesehene kaum zusammenfassen. Wie kann ein einzelner Mensch mit seinen Grabbeigaben nur derart viele Räume füllen?
Aber fangen wir ganz von vorne an.
Ägypten und seine Pharaonen
Die Tut-Ausstellung fängt am Eingang ein wenig blass an. Die ersten Stationen in der Eingangshalle des Museums geben dem Besucher geografische und geschichtliche Orientierung. Wir erhalten Informationen zu den Ägyptern und ihrer Schrift. Im Mittelpunkt steht der Stein von Rosette, ohne welchen es wohl bis heute nicht möglich gewesen wäre, die Hieroglyphen zu entziffern.
Der Stein von Rosette trägt eine Inschrift, welche in drei Sprachen verfasst wurde: Hieroglyphen, Demotisch, Altgriechisch. Da Altgriechisch bis heute gelehrt wird, war es möglich nach und nach ein Verständnis für die Hieroglyphen zu entwickeln. Wir staunen, mit welcher Präzision die Schriftzeichen in den unterschiedlichen Sprachen in den Stein gemeißelt wurden.
Hier im Atrium machen wir auch schon Bekanntschaft mit dem Entdecker des Grabes von Tutanchamun – Howard Carter. Er entdeckte das Grab 1922 nach X Grabungsversuchen im Tal der Könige. Howard Carter lernen wir im folgenden Filmbeitrag, welcher uns in einem kleinen Kino präsentiert wird, näher kennen. Ein Mann mit einem enorm überzeugenden Wesen, der an seine Ideen glaubt und sich von nichts und niemanden beirren lässt. Seiner Ausdauer und seiner Beharrlichkeit haben wir es zu verdanken, dass wir heute diese wundervollen Schätze betrachten und über die Kultur der Ägypter staunen können. Howard Carter nimmt uns mit auf seine Entdeckungstour und gemeinsam meißeln wir ein Loch in den verschlossenen Durchgang zu dem Grab und werfen einen ersten Blick in die Vorkammer.
Die Entdeckung des Grabes von Tutanchamun
Vom Kinosaal aus gelangen wir in einen großen dunklen Raum. Im flackernden Licht von kleinen Öllampen können wir im Dämmerlicht die Vorkammer und ihre Schätze erkennen. Der Audioguide erklärt uns, was wir in der Vorkammer alles entdecken können. Gekonnt werden einzelne Objekte parallel durch Lichtpunkte in Szene gesetzt. Ganz schön aufregend, was man hier nach und nach ausmachen. Im Halbdunkeln sieht man es hier und dort golden glänzen und nur langsam erkennt man Statuen.
Wir finden, dass die Zeit in dem Raum viel zu kurz ist. Im Kino und in der Vorkammer wird man als Gruppe geführt. Zuvor und danach kann wieder jeder einzeln auf Entdeckungstour gehen.
Der Audioguide ist übrigens ein kleines Highlight für sich. Die Texte werden von der Schauspielerin Mechthild Großmann eingesprochen. Die meisten von uns werden sie aus dem Tatort Münster kennen. Hier spielt sie die Staatsanwältin Wilhelmine Klemm.
Die Sargkammer
Von der Vorkammer gelangen wir in die Sargkammer. Wir sind geblendet von dem vielen Gold. Es ist unglaublich, was dieser Raum preisgibt. Jeder hat sicherlich schon einmal die Sarkophage gesehen. Uns war nicht präsent, dass diese nicht einfach in einem Raum standen, sondern die Sargkammer aus verschiedenen ineinander geschichteten „Räumen“ besteht. HIerzu siehe auch noch einmal die Zeichnung weiter oben. Diese Räume sind unendlich fein und opulent verziert und beschreiben Szenen aus dem irdischen Leben und dem Jenseits.
In Folge können wir die „Räume“ mit ihren Intarsien ganz nah betrachten. Es gibt keine störenden Glascheiben oder Abgrenzungsgitter.
Der Audioguide informiert kurzweilig über die wichtigsten Aspekte und Beobachtungen der Archäologen. Wer noch mehr erfahren möchte, findet tiefer gehende Informationen auf den kleinen Tafeln neben den Ausstellungsstücken. Parallel gibt es kleine Filme mit historischen Bildern und Zeitdokumenten.
Aber auch ohne die Informationen bereiten die Objekte einfach nur Freude und versetzen uns ins Staunen. Welch wahnsinnig aufwändige Handwerkskunst. Wie viele Stunden ein Handwerker wohl benötigt hat einen derartigen Sarkophag zu verzieren?
Oder den bunten Halsschmuck? Die Flügel dieses Kragens bestehen alleine aus 166 separaten Elementen und sind in einer aufwändigen Inlaytechnik gearbeitet. Die Wappentiere Kobra und Geier stehen für Ober- und Unterägypten. Die weit ausgebreiteten Flügel, welche auf der Brust der Mumie liegen, sollen den toten König mit ihrer Magie beschützen.
In diesem Raum steht ein Highlight neben dem anderen und wir können gar nicht sagen, was uns hier am meisten beeindruckt. Sind es die Sarkophage oder die Toten-Maske?
Sicher ist, dass wir bereits hier nicht mehr mit den zwei Stunden auskommen, welche für den Besuch der Ausstellung laut Museum einzuplanen sind. Wir brauchen eine kurze Pause uns setzen uns erst einmal hin und lauschen dem nächsten Audioguide-Kapitel.
Die Schatzkammer
Von der Grabkammer gelangen wir in die Schatzkammer. Spätestens hier werden wir von der Vielzahl der Grabgaben und Ausstellungsstücke erschlagen. Streitwagen, Waffen, Spiele, Salbentiegel….
…. und als echtes Highlight der Thron! Ein handwerkliches Meisterstück!!! Spätestens hier einfach nur schauen und staunen.
Unser Fazit zur Tut-Ausstellung
Die Tut-Ausstellung ist eine Ausstellung der Superlative. Die Exponate sind einzigartig schön und mit Worten kaum zu beschreiben. Die Gefühle schwanken von überwältigt, zu Tränen in den Augen (weil so unsagbar schön) über sprachlos. Zwar werden hier „nur“ Replikate gezeigt. Diese stehen aber den Originalen in nichts nach. Wir sind beeindruckt von den vielen Handwerkern und Künstlern, welche diese Stücke geschaffen haben. Eine Meisterleistung – in der Vergangenheit genauso wie in der Gegenwart.
War ich damals schon fasziniert von meinem Buch, welches ich mir in meiner Kindheit gekauft habe. Die Ausstellung übertrifft mit der Größe und der Anzahl der Exponate alles, was ich mir bisher vorstellen konnte und gesehen habe. Der Kontext, in welchen diese Stücke gesetzt wurden, demonstriert den unendlichen Reichtum der damaligen Pharaonen und verdeutlicht nachhaltig, dass es sich hierbei nicht um einfache Könige gehandelt hat, sondern um echte Gottheiten.
Die Gesamtpräsentation ist sehr gelungen. Audioguide (diesen gibt es für Erwachsene und für Kinder), Filme, Bildmaterialien, Kurzinformationen geben jedem Besucher nach seinen Vorkenntnissen und Interessen das gewünschte Wissen preis. Der Aufbau ist strukturiert und auch für Kinder sehr gut nachvollziehbar. Sehr junge Kinder nehmen diese Ausstellung eher intuitiv wahr, sind aber auch nachhaltig beeindruckt und entdecken in den Hieroglyphen Dinge, welche wir älteren gar nicht bemerken. Die Tut-Rallye ist gut zu meistern und die Kinder sahen mit der Überraschung recht glücklich aus. Wir empfehlen die Ausstellung ab einem Alter von 5-6 Jahren, da diese wirklich sehr umfassend ist und jüngere Kinder vermutlich eher selten bis zum Ende durchhalten.
Das Personal ist super freundlich und hilfsbereit.
Ein Manko hat die Ausstellung. Die Räume sind eigentlich zu klein für die großen Exponate der Grabkammer, sodass diese nicht optimal zur Geltung kommen. Manchmal wäre ein wenig Abstand schöner, um ein Gesamtbild zu erhalten und auch die eine oder andere Säule wirkt ein wenig störend. Hierfür gibt es von uns einen halben Punkt Abzug, sodass wir in Summe 4,5 Sterne vergeben.
In Summe ist die Ausstellung absolut sehenswert!!!
Zur Tut-Ausstellung mit dem Reisemobil
Wer mit dem Reisemobil unterwegs ist kann ganzjährig den Wohnmobilstellplatz Mannheim-Neuostheim nutzen. Diesen findet Ihr in der Hans-Thoma-Straße 3, 68163 Mannheim oder unter den Koordinaten N 49° 28‘ 28“ / E 08° 31‘ 28“
Zwischen April und Oktober könnt ihr auch auf dem Campingplatz Mannheim Strandbad eine schöne Bleibe finden. Ihr findet den Campingplatz im Strandbadweg 1, 68199 Mannheim oder unter den Koordinaten N 49°26’57.48” / E 8°26’52.10”.
Es ist ratsam, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadt zu fahren. In den Quadraten sind die Straßen relativ eng. Es gibt viele Einbahnstraßen und Parken ist meistens für Anwohner oder zeitlich sehr begrenzt. Mit ein wenig Glück kann man jedoch einen Platz auf dem Seitenstreifen finden. Allerdings dürften hier eher Kastenwagenbesitzer fündig werden.
Mit einem VW-Bus kann man ggf. in das Parkhaus direkt neben dem Museum einfahren. Die Höhenbegrenzung liegt bei 2 Metern.
Mannheim ist vielleicht nicht die erste Stadt, die einem in den Sinn kommt, wenn man an Städtereisen denkt. Dennoch hat die Stadt einiges zu bieten. Planetarium, Luisenpark, das Schloss … Ihr werdet sehen, die Tut-Ausstellung lässt sich hervorragend mit einem Städtetrip verbinden.
Und noch ein Hinweis: Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Journalistischen Beitrag. Die Ausstellung und die Objekte durften wir mit freundlicher Genehmigung der Museumsleitung erstellen. Die Bildrechte liegen bei Quality-time-for.me.