Irland 2021, Reisetagebuch

5 Gründe für einen Urlaub in Irland

An Irland denken vermutlich die wenigsten, wenn Sie nach ihrem nächsten Reiseziel gefragt werden. Kein Wunder, ist die kleine Insel doch nicht wirklich präsent, wenn es um Reisen innerhalb von Europa geht. Doch es gibt mindestens fünf gute Gründe, sich das Land einmal genauer anzuschauen.

Fünf gute Gründe für einen Urlaub in Irland

Natur pur erleben!

Irland hat einiges an Natur zu bieten und wartet mit einigen Überraschungen auf. So ist hier immer wieder der spannende Gegensatz von dem friedlichen grünen Weideland zu den steilen Klippen und dem Atlantik zu bewundern. Manchmal zeigt sich die Landschaft ganz zahm und dann wieder wild und unberechenbar.

Das wechselhafte irländische Wetter gibt die beste Fotokulisse dazu. Gerade noch lädt der Sonnenschein zum Verweilen an den warmen Klippen ein und taucht das Land in goldenes Licht. Bereits am nächsten Tag lehren Wind und dunkle Wolken Respekt vor der Natur.

Wer den grünen Süden des Landes verlässt und sich in Richtung Galway bewegt, bekommt eine Vorstellung, wie es auf dem Mond aussehen muss. Die Landschaft verwandelt sich schlagartig in eine Felsenlandschaft. Diese ist von tiefen Furchen durchzogen und sieht zum Teil aus, als hätte hier jemand große Puzzlestücke zusammen gelegt.

Als Kontrastprogramm wird uriger Wald im Inneren des Landes geboten.

In Irland laden unendlich viele Wanderwege zum Entdecken des Landes ein.

Es gibt im Land zahlreiche wunderbare Wanderwege. Insbesondere die Naturschutzgebiete haben da einiges zu bieten. Atemberaubende Wanderungen an den Küsten, Touren zu den Wasserfällen und urigen Landschaften mit uraltem Baumbestand….
Für Familien und Kinder gibt es wunderschöne Rundwanderungen mit viel Abwechslung. Wir sind selbst einige Touren gegangen, welche wir Euch hier auf dem Blog vorstellen.

Hier geht es zu den Klippen von Dingle. Eine zauberhafte Wanderung für die Familie. Unser Favourite.

Echtes Outdoor Feeling mit dem autarken Campervan und dem Zelt

In Irland darf man noch frei mit dem Campervan und dem Zelt stehen. Wer gerne die Ruhe und Einsamkeit genießt, auf dem Komfort eines Campingplatzes verzichten kann, findet hier immer irgendwo ein Plätzchen für die Nacht (natürlich unter Berücksichtigung der Lokalen Auflagen und Gegebenheiten).

Im Gespräch mit den Einheimischen und ausgerüstet mit einer Landkarte bekommt man schnell mit, wo es die besten Plätze gibt. Was gibt es schöneres, als mit dem Rauschen des Meeres einzuschlafen und morgens von den Möwen geweckt zu werden?

Frei stehen ist in Irland kein Problem, wenn man etwas abseits der großen Wege sucht.

Geschichte hautnah erleben

In Irland kann man neue und alte Geschichte hautnah erleben. Neben zahlreichen Sehenswürdigkeiten und Museen welche von privaten Anbietern oder dem Heritage Verband präsentiert werden, findet man frei zugänglich in der Natur zahlreiche verlassene Häuser, Höfe und Ringforts sowie religiöse Stätten.

Egal ob Titanic Museum in Belfast, Herrenhäuser, Gärten und Siedlungen aus dem letzten Jahrhundert oder über 2000 Jahre alte Kultstätten – spannend sind sie alle. Eine kleine Auswahl des vom Heritage Irland verwalteten Bestandes findet Ihr hier unter dem Link.

Pub´s, Livemusik und das irische Lebensgefühl genießen

Was den Iren auszeichnet? Er ist ziemlich entspannt und hat irgendwie immer Zeit für ein kleines Gespräch. Sobald man Interesse an Land und Leben zeigt, erhält man ausführliche Informationen und Zeit scheint auf einmal keine Rolle zu spielen. Gäste mit dem Campervan vom europäischen Festland gibt es nicht allzu viele, weswegen hier das Interesse an deutscher Politik und Wirtschaft aus erster Quelle relativ groß ist. Uns sind viele Iren begegnet, welche entweder als Soldaten in Deutschland stationiert waren oder einen Kurzurlaub in Berlin verbracht haben.

Pubs sind einfach gemütlich und perfekt, um den Abend ausklingen zu lassen.

Typisch für Irland sind natürlich die Abende in den Pubs bei einem frischen Guinness und Livemusik. Anders als in England dürfen hier die etwas älteren Kinder in den meisten Fällen auch am späteren Abend mit verweilen, wenn diese vor einer bestimmten Uhrzeit bereits Gast waren und natürlich in Begleitung der Eltern sind.

Kinder sind hier herzlich willkommen

Uns fällt auf, dass die irischen Familien recht groß und Einzelkinder eher die Ausnahme sind. In der Regel kommt die Familie mit 2-4 Kindern daher. Entsprechend gibt es in dem Land auch zahlreiche Vergünstigungen für Kinder und Familien.

Auf den Campingplätzen dürfen sich die Kinder austoben und auch im ländlichen Bereich gibt es immer wieder Attraktionen für die Kleinsten. So gibt es zahlreiche Streichelzoos, Wasserlandschaften im Meer auf denen man toben kann, extra Angebote für Kinder bei den vom Heritage angebotenen Stätten.

Begegnungen mit Land und Leuten

Natürlich gibt es mehr als fünf Punkte, warum ein Land einfach einen Besuch wert ist. Auf unserer Reise haben wir wieder zahlreiche Leute kennen gelernt. Sie haben uns ihr Land und ihr Leben näher gebracht, erklärt und für einen Moment mit in ihre Welt genommen.

Gelegenheiten, um ins Gespräch zu kommen, gibt es viele.

Wir haben viele wundervolle Tipps und Geschichten mit auf den Weg bekommen, welche unseren Urlaub noch ein wenig unvergesslicher machen.

 

4 Gründe die gegen Irland als Reiseland sprechen

Auch wenn es mindestens fünf gute Gründe für einen Urlaub in Irland gibt, es gibt auch ein paar Schattenseiten.

Lange und kostenintensive Anreise mit der Fähre

Wer mit dem eigenen Campervan anreist, muss mit einem vierstelligen Betrag bei der Fähre rechnen. Unsere Überfahrt (hin und zurück) ist mit rund 1450 Euro zu Buche geschlagen. Wir raten Euch dringend eine Kabine zu buchen. Diese sind weitaus leiser als der allgemeine große Ruheraum mit den „Liegesitzen“, welcher sich auch noch direkt über dem Motor befindet. Mehr Platz bietet die Kabine aus und zudem den Luxus eines eigenen Bades und WCs.

Fast einen ganzen Tag muss man für die Überfahrt einrechnen.

Die Überfahrt von Cherbourg, Frankreich nach Rosslare, Irland dauert rund 19 Stunden. Hinzu kommt die Zeit zum Einchecken, welche noch einmal bis zu drei Stunden in Anspruch nehmen kann. Eine Alternative ist die Fähre nach England, eine Fahrt durch England und die Fähre von GB nach Irland. Zeit spart man hier aber nicht wirklich und muss auch noch selbst fahren.

Und jenachdem wo ihr los fahrt, beglücken Euch noch das französische Mautsystem und die Kraftstoffpreise in Frankreich.

Sehr enge und schlechte Straßen

Jenseits der großen Verbindungsstraßen sind die Straßen eher baulich von schlechter Qualität und sehr schmal bis sehr, sehr schmal. Aus unseren Englandurlauben sind wir diverse ländliche Straßen gewohnt, aber die irischen Straßen toppen diese problemlos. So sind zum Beispiel die Hauptstraßen vom Ring of Kerry so schmal, dass wir mit unserem Fahrzeug welches nur 1,95 breit ist selten zwischen die Linien gepasst haben. Zweigt man von diesen Wegen ab und folgt ausschließlich dem Wild Atlantic Way, dann wird es zum Teil einspurig bei beidseitiger Nutzung mit sehr wenigen Möglichkeiten zum Ausweichen.

Wer Angst vor Kratzern hat, der ist hier nicht gut aufgehoben. Diese Straße ist beidseitig befahrbar.

Für die Iren scheint das kein Thema. Da wo wir maximal 30-50 km/h fahren würden, fegt der Einheimische mit 80 km/h und mehr lang. Natürlich nicht in seiner Spur, was dem Beifahrer eines Linkslenkers jedes Mal einen Adrenalinstoß verschafft. Mehrfach wurden wir angetitscht. Den Seitenspiegel solltet Ihr daher schon einmal einpreisen. Wer diese kleinen Straßen nutzt und sich nebenbei noch das eine oder andere anschauen möchte, wird am Tag um die 100 km Strecke machen können. Wer Ziele im ganzen Land anschauen möchte, sollte zwischendurch von den charmanten kleinen Straßen Abstand nehmen und die Autobahnen nutzen.

Einziger Vorteil – da auf diesen kleinen Straßen mindestens 80 km/h erlaubt sind, wird ein Deutscher dort vermutlich niemals ein Ticket wegen zu schnellem Fahren bekommen 😉 Wie sagt der Ire so nett als Reisegruß: „Stay between the lines.“

Schlechte Infrastruktur für Wohnmobilisten

In Irland gibt es unendlich viele Möglichkeiten zum B&B, Campingplätze sind jedoch Mangelware (dafür darf man aber frei stehen). Derzeit gibt es ungefähr 22.000 gemeldete Reisemobile auf der Insel, welche sich um 3000 offizielle Campingplätze bemühen. In der Hauptsaison je nach Region ein Problem hier unterzukommen. Wer länger und mit Familie stehen will, sollte sich also rechtzeitig kümmern. Mit einem kleinen Van oder Zelt kommt man für eine Nacht meistens irgendwie unter.

Wer ansonsten autark frei steht, hat oft die Möglichkeit bei den Campingplätzen gegen Gebühr zu duschen und WC und Grauwasser zu entsorgen. Unterwegs haben wir auf unserer Tour keine Stellen gefunden, wo eine Entsorgung möglich gewesen wäre. Vereinzelt soll es aber derartige Punkte geben.

Die Iren haben scheinbar nach mehrfachen Berichten ein Problem mit „fahrendem Volk“ welches sich an diversen Stellen niederlässt und nicht mehr gehen möchte. Wenn ihr komisch beäugt werdet, dann einfach nett grüßen und ein Gespräch anfangen. Das beruhigt viele Anwohner. Wir denken gerne an den älteren Herren mit dem Gewehr auf dem Rücken zurück. Dieser stand über eine Stunde vermeintlich unsichtbar hinter einer Hecke und beobachtete uns bei unserer Rast.

Diesem Problem mit dem „fahrenden Volk“ wirken die Kommunen entgegen, indem sie insbesondere am Ring of Kerry viele Aussichtspunkte mit 2 Meter Barrieren versehen. Hat man ein höheres Reisemobil, so wird einem hier die Rast mehrfach verwehrt und findet über X Kilometer keine Rastmöglichkeit. Auch diverse Attraktionen im Inland als auch Parkplätze sind mit den Barrieren versehen.

Es gibt sehr häufig keine Rastmöglichkeiten. Aussichtspunkt ja – Bank oder Sitzplatz mit Tisch, nein. Auch eine Maßnahme gegen das „fahrende Volk“. Lediglich in der Region um Kilkee und Doolin herum haben wir viele frei anfahrbare Aussichtspunkte / Wanderwege gefunden, welche auch über Rastplätze und Bänke verfügt haben und einladend waren. (Hier sind auch die Straßen neuer und breiter.) Auch auf dem Ring of Hook gibt man sich sehr viel Mühe in Bezug auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Touristen.

Es gibt sehr wenig Optionen seinen Abfall zu entsorgen. Abfalleimer für den Restmüll und Papier findet man ab und zu den Autobahnen. Kleine Abfallbehälter selten in den Orten. Häufig zu finden sind Glascontainer – nur leider füllt der Ire fast alles in Plastik ab. Los wird man die Umverpackung nach unseren Erfahrungen am besten beim Discounter Lidl. Dieser hat im Laden Boxen für die Umverpackungen aufgestellt und auch draußen gibt es Mülleimer. Beim Einkauf in anderen Geschäften haben wir direkt beim Einkaufen alles in unsere Boxen umgefüllt und den Plastikmüll dem Geschäft gegeben.

Schlechtes Preis-Leistungs-Verhältnis

Da die Iren fast alles per Fähre aus Europa oder England beziehen, sind die Preise entsprechend hoch. Gefühlt sind die Preise für Lebensmittel um die 20-30 % höher als in Deutschland. Wer gerne Steak isst, kommt hier allerdings auf seine Kosten. Das Fleisch von den frei laufenden heimischen Rindern ist nicht nur richtig gut und lecker, sondern auch günstig. Im Hafen kann man mit ein wenig Glück frischen Fisch und Muscheln kaufen.

Eine Portion Fish & Chips ist für 12-15 Euro zu haben, ein Burger für rund 15 Euro. Ein Bier liegt bei rund 4,60 Euro das Pint. Ein Softeis gibt es ab ca. 2,50 – 3 Euro, ein Liter Milch für rund 1,50 Euro.

Fish and Chips gibt es in Irland fast an jeder Ecke. Alternativ: Burger oder Pizza. Oder Burger und Fish and Chips oder … die irische Küche strotzt nicht wirklich vor Einfallsreichtum. Mit ein wenig Glück findet man einen Inder einen guten Italiener oder ein Restaurant mit traditioneller Küche und Seafood.

Ansonsten rufen die Iren für die eine oder andere Attraktion saftige Preise auf, haben das aber mit der Leistung, die dafür geboten werden müsste, noch nicht so ganz in ein gesundes Verhältnis gebracht. Oft sind sogenannte Attraktionen etwas halbherzig umgesetzt. Entweder ist die Anfahrt sehr schwierig (siehe enge bis sehr, sehr enge Straßen)  oder das Setting vor Ort einfach nicht Service orientiert durchdacht. Geärgert haben wir uns auch über Wanderwege, die 200 Meter vor dem Ziel „gesperrt“ waren und für deren letzte Meter eine leicht überzogene Gebühr verlangt wurde. Bsp. Klippen von Kerry. Insbesondere der Ring of Kerry überzeugt oft durch ein eher schlechtes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Fazit

Irland ist ein wundervolles abwechslungsreiches Land und wer die Natur und Ruhe sucht und liebt, ist hier bestens aufgehoben. Es gibt zahlreiche tolle Wanderwege und Rundwanderwege. Auch für Kinder und Familien sind viele schöne einfache Touren dabei. Wer sich also gerne draußen in der Natur bewegt, für den ist Irland sicherlich eine gute Adresse.

Teuer wird es schnell, wer mit älteren Kindern unterwegs ist. Dann können die Eintrittsgelder schon einmal zu Buche schlagen. Über den Heritage Verband gibt es eine Jahreskarte, welche man vor Ort erwerben kann. Diese ist durchaus ihr Geld wert. Wer häufiger essen gehen möchte, muss auch etwas mehr Reisebudget einplanen.

Generell macht die Anreise nach Irland mit der Fähre Sinn, wenn man drei Wochen oder länger frei hat und sich auch die Zeit nehmen kann, in das Hinterland einzutauchen und auf die Menschen und die Traditionen einzulassen.

Wer mit dem Reisemobil unterwegs ist, egal ob dem eigenen oder gemietet, sollte darauf achten, dass das Fahrzeug nicht zu breit wird. Ein Kastenwagen bis 6 Meter Länge oder ein Multivan haben sich hier bewährt. Für alle anderen Fahrzeuge bleiben diverse Wege zu Ringforts und der einen oder anderen Attraktion auf Grund der Straßenbreite und den kleinen Ausweichbuchten einfach verwehrt.

Irland ist einfach ein Land für Leute, die runter kommen und viel Natur genießen möchten. Wandern, Schwimmen, Segeln, Surfen, Kiten, Kanu fahren, Reiten, Golfen, Radfahren. Wer diese Hobbys sein Eigen nennt, kommt hier auf seine Kosten.

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About Alexandra Gerhardt-Botzian

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