Stress im Staudenbeet
Diesen Sommer waren wir ganze drei Wochen im Urlaub. Obwohl wir einen Natur nahen Garten haben, der an sich wenig Pflege und Wasser benötigt, hat der Jahrhundertsommer mit Temperaturen über 35 Grad und Wochen langer Trockenheit unser großes Staudenbeet in eine Wüste verwandelt. Der Lehmboden hat sich in Beton verwandelt. Schnell wird klar, dass sich die meisten Stauden wohl nicht erholen werden.
Es müssen dringend Blühpflanzen her
Der Gang in die Pflanzenabteilungen der Baumärkte, Gartencenter und den Landhandel lässt mich erschrecken. Es gibt obgleich erst Ende August in den meisten Geschäften keine Spätsommerpflanzen mehr zu kaufen. Hier hatten es die Züchter wohl schon wie bei den Frühlingsblühern zu gut gemeint und die Züchtung zu weit vor verlegt. Jetzt wird es schwierig. Wir haben zahlreiche Insekten, die gerade jetzt Hunger haben und dringend Nahrung benötigen, wie unsere Haus eigenen Wildbienen.
Präriepflanzen und ein Kiesbeet sind die Antwort auf den Klimawandel
Das wird nicht der letzte Sommer sein, der derart trocken ist. Das Gießen kostet bei einem Garten in der Größenordnung einfach zu viel Zeit und letzten Endes ist Wasser einfach zu schade, um in diesen Mengen in die Beete gekippt zu werden. Noch beziehen wir dieses aus der Drainage unseres Hauses und speichern es zwischen. Eher eine Frage der Zeit, bis bei uns nichts mehr ankommt, wenn die Trockenzeiten länger werden. Die Antwort auf den Klimawandel haben wir schnell. Wir brauchen Pflanzen, welche noch besser an die Trockenheit angepasst sind. Neben einigen heimischen Sorten mit Pfahlwurzeln sind das Pflanzen aus dem Süden (insbesondere Kräuter) und Präriepflanzen bzw. Steppenpflanzen. Diese mögen jedoch ein Kiesbeet. Weswegen wir uns dazu entscheiden, unser Beet komplett umzugestalten.
Das Kiesbeet gestalten
Die Tage wartet einige Arbeit auf uns. Mittlerweile hat der Landhandel 1,7 Tonnen Edelsplitt angefahren. Ich mag das Material. Das hatten wir bereits stellenweise im Kräuterbeet unter den schweren Lehmboden gemischt und als Mulchschicht eingesetzt, damit der Boden nicht so schnell hart wird und eintrocknet. Heute kommt jedoch eine weitaus größere Menge ins Beet. Zwischen 6 und 40 cm darf die Kiesschicht hoch sein. Je nachdem was man pflanzen möchte. Bei uns sind das ca. 10-12 cm Kiesschicht, die eingebacht werden. Wer sich weiter mit dem Thema auseinander setzen möchte kann hier im Sichtungsgarten Hermannshof in Weinheim wunderschöne Pflanzungen erleben und Vorträge genießen.
Gepflanzt werden neben den klassischen Zwiebelpflanzen wie Zierlauch und Narzissen als Stauden und Kleinbüsche: Echinacea, Schafgabe, Katzenminze, Agastache Blue Fortune, Indianernessel, Gartensalbei einmal früh und einmal spät blühend, Salbei, zottiger Zist, Astern in niedrigen Sorten, Thymian in verschiedene Sorten. Stehen bleiben darf auch das Seifenkraut, welches derzeit irgendwo im Boden verschwunden ist und sich eigentlich nicht ausmerzen lässt. Die Akeleien und Kuhschellen dürfen auch bleiben. Als Grundgerüst eine Rose, Gräser und Blauraute (russischer Salbei).
Beet ausräumen
Zuvor wird jedoch das alte Beet ausgeräumt. Bei der geliebten Kermesbeere und der Pfingstrose zögere ich noch. Denn die sind natürlich mit den dicken Knollen perfekt auf den Sommer abgestimmt. Passen aber optisch nicht zu der restlichen Gesellschaft, weswegen sie genauso wie der Winterjasmin einen neuen Platz bekommen werden. Schließlich ist das Beet bis auf ein Grundgerüst aus Gräsern, der Rose, einem Thymian und einer Malve leer.
Kies einbringen
Wie gut, dass mir mein Mann vor einigen Jahren den Gartenporsche geschenkt hat. Ohne diesen wäre ich jetzt wirklich aufgeschmissen. Die 1,5 Tonnen Splitt finden so innerhalb eines Tages den Bestimmungsort.
Pflanzen verteilen und einpflanzen
Ich kann es natürlich kaum erwarten die neuen und alten Pflanzen endlich einzupflanzen. Hierzu gibt es zwei Varianten – nach Zufallsprinzip alle Pflanzen in das Beet werfen und kunterbunt zusammen pflanzen. Das ergibt eine luftig leichte Komposition wie in der Natur. Wir entscheiden uns für Variante zwei und bilden kleine Gruppen, da wir bereits in den letzten Jahren gelernt haben, dass die Echinacea nicht mit der Schwarzerle zusammen stehen möchte und sie sich einfach ein paar Meter abseits besser fühlen. Zudem gibt es einige Sonnenanbeter, die auch im lichten Schatten ganz gut gedeihen. Somit versuchen wir mit der Anordnung ein wenig auf die Gegebenheiten einzugehen. Natürlich lassen sich auch die Gartenbewohner das Spektakel nicht entgehen. Es könnte ja noch irgendwo ein Regenwurm abfallen.
Wenn der Tag zu Ende geht….
Natürlich habe ich den Ehrgeiz mein Projekt heute zu beenden. Morgen wollen schließlich die ausgesiedelten Pflanzen auch noch einen neuen Standort erhalten und die Apfelernte steht auch noch vor der Tür. Jetzt müssen die neuen Pflänzchen nur noch angegossen werden und wachsen dann hoffentlich im nächsten Sommer schön zusammen. Bis dahin muss man sie natürlich ab und an gießen. Noch reichen die Wurzeln nicht aus. Aber durch den Splitt ist der Wasserverbauch viel geringer, das Wasser direkt bis an die Wurzeln gelangt.
Qualität ist für mich heute definitiv, dass ich am Ende des Tages körperlich genauso geschafft bin, wie die letzten Wochen auf mentaler Ebene und das Körpergefühl nach Wochen wieder stimmig ist.
Nachtrag
Nach nur 6 Monaten hat sich das Kiesbeet prächtig entwickelt. Und so sieht es der Länge nach aus. Wie Ihr seht, haben keine 6 Monate gereicht, um das Beet recht dicht zu bewachsen. Hier blüht jeden Monat irgend eine andere Pflanze und zieht Insekten an. Wir nutzen auch die Mauern zur Begrünung.
Wer es „ordentlicher“ mag. Das ist mit einem Kiesbeet möglich. Wir haben auf Materialien aus der Natur und wenig Arbeit und Pflege Wert gelegt, da wir neben den Berufen nur wenig Zeit haben und die Fläche doch recht groß ist, die wir pflegen müssten.
Gartensalbei, Schafgabe, Gras für ein wenig Struktur. Und auch Wein blüht im Herbst und zieht viele Insekten an. Daneben regelt der Wein auf der Fläche das Klima im Garten.
Agastachen, Indianernesseln, Katzenminze, Gartensalbei russische blaue Spiere und Echinacea sind gute Partner für ein Kiesbeet. Es sind nicht zwingend heimische Pflanzen, aber gut an die Hitze hier angepasst. Sie blühen ab dem Spätsommer herrlich und bieten den Insekten bis in den Spätherbst hinein Nahrung. Die Blütenstände sehen im Winter toll aus.
und hier mal ein kurzer Blick ins Beet. Die Blätter der Zwiebelpflanzen muss man in den kommenden Tagen einfach mal absammeln. Dann haben die Zwiebeln genug Energie getankt. Die nächsten Wochen wird links die russische Spiere in die Höhe wachsen und dann mit blauen Blüten den Sommer über entzücken. Vor der Mauer hat sich das Veilchen ausgebreitet.
Bienen und Hummeln lieben den Zierlauch. Diesen gibt es in vielen Farbvarianten und selbst die Samenstände sind nett anzuschauen. Lauter kleine Ufos die auf ihren Stengeln trohnen.
Zum Natur nahen Garten gehören natürlich auch natürliche Materialien wie Steine vom Feld, Zäune aus Hasel oder Kastanie und für uns Tiere. Laufenten sorgen für einen Schnecken freien Garten und liefern jeden Tag ein Ei. Leider blüht seitdem auch kein Kraut mehr in der Wiese. Sie haben Löwenzahn und Gänseblümchen einfach zum Fressen gerne.