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Faszinierende Unterwelt in Oppenheim

Das Oppenheimer Kellerlabyrinth. Ganz schön verwirrend.

Abstieg in die fast vergessene Unterwelt einer historischen Stadt

Heute nehme ich euch mit auf eine ganz besondere Reise – und zwar unter die Erde! Gemeinsam mit meiner Freundin Katja von www.hin-fahre.de habe ich die historische Stadt Oppenheim am Rhein unsicher gemacht. Unser Ziel war das berühmte Oppenheimer Kellerlabyrinth. Ein Ort, der mich wirklich begeistert hat und den ich euch unbedingt vorstellen möchte.

Anreise und Parken

Mit unseren Wohnmobilen sind wir gemütlich nach Oppenheim gefahren und haben einen Stellplatz in der Nähe der Polizei gefunden. Der ausgeschilderte Wohnmobilstellplatz wird zwar nicht mehr aktiv betrieben, aber tagsüber kann man hier problemlos stehen.

Katja & Me – Me & Katja und unsere geliebten Reisemobile – Mädelszeit

Erste Halt – Café-Pause im alten Bahnhof

Wir haben unsere Fahrräder dabei, denn so kommen wir schneller, vom Platz am Rhein in Richtung Altstadt. Unser 1. Stopp ist das kleine Café Lillys im alten Bahnhofsgebäude.  https://lillyscafé.de/

Das Café Lillys bietet leckeres Frühstück, verlockenden Kuchen und herrlich gerösteten Kaffee. Hier kommen auch Veganer voll auf ihre Kosten. In der gemütlichen Atmosphäre verwöhnt euch das Personal mit allem, was ihr zum genießen und Ruhe tanken braucht. Die Fahrräder lassen wir hier stehen und laufen gut gestärkt die Altstadt hoch.

Stadt mit bewegter Geschichte

Das heute recht beschauliche Oppenheim hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Die exponierte Lage am Rhein macht es immer wieder zum Schauplatz diverser Auseinandersetzungen. Der kleine Ort wurde wurde erstmals 765 erwähnt, aber bereits viel früher lassen sich hier schon die Franken und die Römer nieder. Oppenheim wird Schauplatz des 30jährigen Krieges und des pfälzischen Erbfolgekrieges. 1689 wird es von den Franzosen fast vollständig niedergebrannt. https://www.stadt-oppenheim.de/geschichte/

Die mittelalterlich geprägte Altstadt von Oppenheim lädt zum Entdecken ein.

Heute laden die mittelalterlichen, engen Straßen der Altstadt zum bummeln und entdecken ein. Hier ein Gang, dort ein Winkel, ein historisches geschütztes Gebäude. Oppenheim lädt zum entschleunigen ein. Die zum Teil liebevoll restaurierten Fassaden erzählen Geschichten aus alten und jüngeren Zeiten. Es lohnt sich genau hinzuschauen und auch einmal nach oben zu gucken. https://www.regionalgeschichte.net/rheinhessen/oppenheim/kulturdenkmaeler.html

Ein Ticket in die Vergangenheit: Führung durch das Kellerlabyrinth

Wir haben für heute eine Führung unter der Stadt gebucht. Mit Helmen ausgestattet geht es in einer kleinen Gruppe in den Untergrund.

Katja und Alexandra starten mit Helmen ausgestattet in den Untergrund von Oppenheim
Sicher ist sicher. Bevor es los geht, gibt es Helme.

Die Führungen unter der Stadt sind insbesondere in den heißen Sommermonaten sehr beliebt, da es unter der Erde angenehm kühl ist. Hier kannst Du für eine Stunde der Hitze der aufgeheizten Weinberge entfliehen. Daher empfehle ich Dir deine Tickets rechtzeitig vorabzubuchen, insbesondere wenn du nur einen kurzen Aufenthalt geplant hast und wenig Zeit mitbringst.

Hier kannst Du Dein Ticket buchen: https://www.stadt-oppenheim.de/buchen/

Ein Ticket für Erwachsene kostet ungefähr 11 Euro. Kinder sind mit 7,50 Euro dabei.

Die Geschichte der Oppenheimer Keller

Die ersten Keller entstanden ca. 1008, als Oppenheim die Marktrechte erlangte. Die Hochkonjunktur des Kellerbaus begann jedoch 1225 mit der Vergabe der Stadtrechte. Denn mit diesen Rechten und der strategisch guten Lage, war die Stadt Anlaufstelle vieler Händler. Diese mussten Ihre Waren vor den Markttagen in die Stadt bringen und lagern.

Aber wo sollten die Waren von fern und nah gelagert werden? Die kleine Stadt liegt auf einem Hang, begrenzt vom Rhein auf der einen Seite und umgeben von vernässten oder landwirtschaftlich genutzten Flächen auf der anderen Seite.

Die Entstehung eines einzigartigen Untergrundsystems

Die Oppenheimer fanden Ihre ganz eigene und einzigartige Lösung, welche sich so nirgendwo sonst finden lässt und dieses Ausflugsziel auch so besonders machen.

Der Boden unter der Stadt Oppenheim ist Lössboden. Löss besteht aus einem hohen Anteil Schluff, Sand und Kalk und ist nicht besonders stark verdichtet und einfach zu bearbeiten.

Somit bot es sich an, die Lager für die Händler nicht, wie zum Beispiel in den Hansestädten in die Dachgeschosse der Häuser zu bauen, sondern die Waren im Keller zu lagern, welche auch noch gleichmäßige Temperaturen als auch Schutz vor Feuer und Raub garantierten.

Zum Teil in gebückter Haltung geht es durch das unterirdische Kellerlabyrinth von Oppenheim
Achtung! Kopf einziehen!

Mittelalterliches Unternehmertum

Jeder der also ein Haus in der Stadt hatte, nutzte diese zusätzliche Verdienstmöglichkeit und buddelte einfach munter drauflos. So entwickelte sich unter der Stadt Oppenheim bald ein großes Wirrwarr von Gängen und vielen kleinen Kellern, welche vermietet wurden. Trafen sich beim Buddeln zwei Nachbarn, wurde die Arbeit gemeinsam fortgesetzt. So wurde hier rund 800 Jahre gebaut.  Es entstand ein weit verzweigtes Labyrinth in dem sich nur die Einhheimischen zurecht fanden.

Ganz schön verwirrend. Das Kellerlabyrinth von Oppenheim. Nur wer sich hier auskannte, konnte seinen Keller und den Ausgang finden.
Wo geht es jetzt lang? Oben, Unten, Mitte, Rechts oder Links?

Die ganze Altstadt in Oppenheim ist quasi unterkellert und wer in Oppenheim ein Haus kauft, der darf ruhig einmal fragen welcher Keller ihm denn gehört. Unter der Stadt befinden sich 35-40km Gangsysteme mit geschätzt bis zu 20 Kellerebenen.

Ein überraschender Fund

Igendwann wurden die Keller nicht mehr in diesem Umfang benötigt. Nach den Kriegen wurden die Keller mit Bauschutt verfüllt und gerieten in Vergessenheit.

Entdeckt wurde das Kellerlabyrinth erst wieder in der Neuzeit, als ein Polizeiwagen urplötzlich vom Erdboden verschluckt wurde. Dieses Ereignis löste umfangreiche Untersuchungen aus, bei denen die unterirdische Stadt Stück für Stück freigelegt wurde. Dabei kamen auch spannende Funde aus der Neuzeit zutage.

Polizeiauto wird von Erdboden verschluckt

Heute ist das Kellerlabyrinth eine beliebte Touristenattraktion und bietet Platz für kulturelle Veranstaltungen und Krime Dinner.

Wer noch einmal ganz genau nachlesen möchte, für den empfehle ich das Buch „die unterirdische Stadt Oppenheim“ von Thomas Ehleke.*

Fazit

Oppenheim hat mich mit seinem unterirdischen Schatz wirklich beeindruckt. Die Führung unter der Stadt ist kurzweilig und gespickt mit vielen Geschichten und Kuriositäten. Wer die Gelegenheit hat, sollte unbedingt eine Führung durch das Kellerlabyrinth machen. Es ist ein faszinierendes Erlebnis, das man so schnell nicht vergisst.

Stichwort: Oppenheim, Kellerlabyrinth, Führung, Geschichte, Rhein, Wohnmobil, Altstadt, Lössboden, Wein, Kultur, Sehenswürdigkeit, Deutschland, Mittelalter, Untergrund

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About Alexandra Gerhardt-Botzian

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