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Ich packe meinen Rucksack – gut vorbereitet – sicher wandern

Outdooraktivitäten kommen immer mehr in Mode und viele Urlauber, welche im Alltag eher nicht aktiv in Wald, Moor und Bergen unterwegs sind versuchen sich auf einmal an populären Wanderrouten.
Auch, wenn Ziele wie der Preikestolen oder Kjerag in Norwegen beliebte und gut ausgeschilderte Routen sind, sie bleiben tückisch und Touristen vergessen nur zu gerne, dass die Natur hier das Sagen hat. Wer nicht vorbereitet ist, spielt mit seiner Gesundheit oder gar mit dem eigenen Leben und dem seiner Familie.
Jährlich finden mehrere Touristen den Weg nicht mehr nach Deutschland zurück, weil sie tödlich verunglücken. Die Berge (egal in welchem Land dieser Welt) und Moore sind kein Spielplatz. Hier herrscht die Natur und die ist nicht barmherzig.

Damit Eure Ausflüge egal unter welchen externen Bedingungen immer sicher sind und am Ende ein gelungenes Abenteuer, hier ein paar Aspekte, welche Ihr beachten solltet.

Ausrüstung

Wir sind keine Fanatiker, die immer das neueste Equipment mit sich führen – im Gegenteil, wir setzen auf bewährte Ausrüstung. Macht Euch bereits lange vor dem Urlaub mit der Euch erwartenden Umgebung vertraut und fragt erfahrene Outdoorfreaks, welche Ausrüstung entsprechend des Gebiets und des Wetters mitgeführt werden muss. Testet diese Ausrüstung vorher im Fachgeschäft und dann auf kleinen Touren. Im Notfall müsst ihr mit der Ausrüstung vertraut sein.

Allzu oft sahen wir Touristen der Kreuzfahrtschiffe, welche in Flipflops auf den Preikestolen oder andere steinige Tour gelaufen sind. In den Bergen ist das kein geeignetes Schuhwerk. In den Bergen ist abhängig von der Tour ausschließlich festes Schuhwerk geeignet. Halbhohe Trekkingschuhe mit groben Profil oder feste hohe Bergschuhe sind hier angesagt. Diese Schuhe sollten eingelaufen sein! D.h. Ihr müsst sie ein halbes Jahr lang vorher auch schon mal länger tragen, damit sie Eure Fußform annehmen und Ihr Euch dann am Tag x keine Blasen lauft.
Bei manchen Touren kann es sinnvoll sein ein zweites Paar Schuhe mitzuführen. Bsp: Florli: Der Aufstieg ist mit leichten Schuhen und die entsprechende Bewegungsfreiheit einfacher. Für den Abstieg sind Wanderschuhe unabdingbar.

Ein ordentlicher, wasserfester Rucksack, der das Gewicht auf die Hüften verteilt sorgt für die nötige Stabilität auch bei schwierigen Passagen. Informiert Euch gut, welches Zubehör Ihr anbringen müsst, um es griffbereit zu haben. Kauft nicht den erst besten Rucksack. Er muss ordentlich sitzen. Es gibt über die Anbieter verschiedene Schnitte und Tragesysteme.

Testet im beladenen Zustand, welcher auch über den Zeitraum von einer Stunde angenehm ist. Packt den Rucksack im Geschäft voll, zieht Eure Wanderschuhe an und lauft eine Stunde mit dem Gepäck herum. Wenn er dann noch gut sitzt, dann ist das ein gutes Zeichen.

Von einigen Modellen gibt es eine Ausführung für Frauen. Hier ist das Tragesystem etwas kürzer, damit bei Frauen mit Rundungen sowohl die Tragegurte Kontakt zu den Schultern als auch der Beckengurt richtig sitzt. Ich bin sehr glücklich mit dem Rucksack von Deuter. * Er hat einige Fächer, auf die schnell zugegriffen werden kann und mit der das Gepäck Struktur erhält. Es gibt außen Ösen an denen sich Wanderstöcke, Trinkbecher und Isomatten befestigen lassen. Zudem verfügt er über eine integrierte Regenschutzhülle, die sich schon so manches Mal bewährt hat. Mein Mann hat das Gegenstück für Männer*.
Auch Herr Sohn besitzt einen richtigen Tourenrucksack.  Für Tagesausflüge benötigt man ca. 30-32 Liter Volumen.

Wanderstöcke sind für nicht ausgebaute alpine Wege immer eine gute Empfehlung. Sie sind quasi beim Abstieg das dritte Bein, welches für Stabilität sorgt. Zudem können gerade schwerere und größere Menschen somit die Knie und die Oberschenkelmuskulatur entlasten.
Wer sich jenseits der 90kg bewegt, wird hier auf besonders stabile Produkte zurückgreifen müssen. Gesteckte Wanderstöcke sind in diesem Fall in der Regel besser geeignet, da diese sich nicht auf einmal unter Belastung zusammen schieben. Ich selbst habe mir nach langem hin und her ein echt teures Paar von Leki* gegönnt. Ich muss sagen, ich habe es nicht bereut, hier ein wenig mehr investiert zu haben. Der Stock hat mich so manchen Hang gesund und unversehrt nach unten gebracht.

Achtet beim Kauf darauf, dass der Knauf oben schön rund und griffig ist. Es keine einschneidenden Kanten gibt. Wenn man bergab geht, greift man von oben auf den Stock drauf. Ein Grund, warum Nordic-Walking-Stöcke nicht als Wanderstöcke herhalten können.

Leichte Regenkleidung in Form von Jacke und Hose. Diese schützt Euch vor Regen, aber viel wichtiger – sie kann Euch im Notfall auch vor Wärmeverlust durch Sturm und Wind schützen. In den Bergen und im Moor kann das Wetter schnell umschlagen. Auf 700 Höhenmetern kann man von 24 Grad kurze Hosenwetter bis Nebelwand und Sturm mit Regen bei 4 Grad alles erleben.

Kopfschutz der bei Sonne und Wind eingesetzt werden kann. Wir sind ganz begeistert von den Buffs. Denn wer am Hals empfindlich ist, kann diesen auch um den Hals tragen. Zudem sind sie meistens leicht. Im Herbst sind wärmere Mützen empfehlenswert ggf. ergänzt um leichte Handschuhe. Im Sommer hilft ein Hut mit breiter Krempe, der vor Verbrennungen schützt. Sonnenmilch nicht vergessen. In den Bergen lieber mit einem hohen Schutzfaktor der bei mindestens 30 liegt. Immerhin ist man den ganzen Tag der Sonne ausgesetzt.

Das Notfallpack ist immer mit dabei. Dieses besteht aus: einer Alu-Rettungsdecke, einem kleinen Erste-Hilfe-Set mit Pflaster und Bandage/Tape, Trillerpfeife, kleine Taschenlampe, Powerriegel. Wenn das Wetter kippt, und das kann oft in Sekunden passieren, muss man an einer Stelle länger oder über Stunden ausharren und sich ggf. auch bemerkbar machen können.

Wechselsachen oder zumindest ein trockenes T-Shirt solltet ihr dabei haben, um in den Pausen nicht auszukühlen.

Essen und Trinken

Plant für jede Tour egal wie einfach sie sich anhört ausreichend Essen und Trinken ein.

Packliste für die Tageswanderung:

  • Wasserdichter Rucksack
  • Wanderkarte & Kompass
  • feste Wanderschuhe
  • Regenkleidung
  • Kofbedeckung gegen Sonne und Wind
  • Sonnencreme
  • Insektenschutz
  • Wanderstöcke
  • Erste-Hilfe Set
  • Powerriegel
  • Wasser
  • Verpflegung
  • Taschenlampe
  • Trillerpfeife
  • Taschenmesser
  • Alu-Decke
  • lokale Notrufnummer

 

Man weiß nie, was unterwegs passiert. Es ist in den Bergen gerade beim Abstieg extrem wichtig, dass die nötige Energie da ist. Außerdem steigert so manche Rast bei toller Aussicht mit ein paar Leckereien die Motivation der Truppe.
Nehmt hochwertige Lebensmittel mit. Eine ordentliche Brotzeit, Nüsse, Käse, Powerriegel für den Notfall (manche schleppen wir ein halbes Jahr mit uns rum) ausreichend Wasser.
Wer viel schwitzt kann eine Elektrolytlösung (Päckchen aus der Apotheke, die man auch bei Durchfall nimmt)  mitnehmen und ins Wasser geben. Somit kann man an heißen Tagen geschwollenen Extremitäten vorbeugen und behält das Energielevel gehalten.

Gerade Kinder kann man auch mit Gemüse und Apfelstücken bei Laune halten. Ab und an hilft auch ein Lutscher oder eine mini Tüte Gummibärchen.

Die Route

Setzt Euch gut mit der Route auseinander und glaubt nicht nur einem Reiseführer. Lest mehrere Kritiken und schaut genau hin, wer die Routen gegangen ist und wer die Berichte erstellt hat. Wurden die Berichte von Sportlern geschrieben, könnt Ihr als Gelegenheitssportler und Touristen darauf vertrauen, dass Ihr die Tour nicht in der angegebenen Zeit schaffen werdet und die Routen nicht so leicht sein werden wie beschrieben.

Als Familie und Flachländer die gerne mal wandern gehen, haben wir in Norwegen jede Zeitangabe mit dem Faktor 2 multipliziert. Angeblich leichte Routen hätten wir schon eher als mittel bis schwer bewertet, was daran liegt, dass die Wege in Norwegen selten ausgebaut sind und man quer durch die Natur wandern muss, was eine besondere Herausforderung an Gleichgewicht und Kraftaufwand stellt.

Überlegt, wie viel Zeit Ihr zur Verfügung habt. Beim Abstieg hetzen, um das Boot oder den Bus zu erreichen ist nicht gut. Da sind Stürze vor programmiert. Reicht das Tageslicht, um das Ziel zu erreichen oder ist die Route für Euch einfach zu lang? Kinder schaffen in Norwegen rund 6km-8km verteilt auf 4 Stunden + Pausen, wenn es in bergiges Gebiet geht. Dann ist gefühlt Ende.

Besorgt Euch ordentliches Kartenmaterial. Handy und Co helfen im Notall nicht weiter. Markiert Euch alternative Wege und Notfallunterkünfte. Sucht Euch Orientierungspunkte heraus. Ein Kompass ist nach wie vor hilfreich. Gerade z. B. im Dartmoor oder der Sahara benötigt man eine sehr genaue Karte auf der jeder Stein eingetragen ist, da man hier in der Fläche schnell die Orientierung verliert.

Die eigenen Fähigkeiten richtig einschätzen

Ein Fehler der gerne begangen wird, ist die eigenen Fähigkeiten falsch einzuschätzen. Oft ist der Wunsch eine bestimmte Strecke zu laufen so groß, dass man übersieht, dass man in den letzten 10 Jahren gar keinen Sport gemacht hat und das Maximum an Bewegung die wöchentliche Shoppingtour ist. Selbst wer regelmäßig joggen geht, ist nicht zwingend auf eine Bergtour vorbereitet. Hier werden andere Muskelgruppen beansprucht, manchmal muss man schwindelfrei sein und extrem gut balancieren können. Wer noch nie in seinem Leben einen Klettersteig gelaufen ist, sollte dies nicht alleine angehen, da man sicherlich nicht mit einer entsprechenden Ausrüstung vertraut ist und dementsprechend vermutlich auch nicht über Klettergurt und Helm verfügt.

Die eigene Kondition

Es reicht nicht den Berg rauf zu kommen, Ihr müsst auch wieder runter. Gerade in Norwegen geht es entweder über X Höhenmeter nur hoch oder nur runter. Es gibt wenige gerade Zwischenstücke, auf denen die Muskulatur mal entspannen könnte. Rechnet also immer mit einem schwierigen Rückweg, für den man häufig mehr Zeit benötigt, als für den Aufstieg. Teilt Euch die Kraft gut ein. Legt Pausen ein. Und wenn Ihr merkt, dass Ihr es einfach nicht schafft, kehrt um. Es ist keine Schande ein Ziel nicht erreicht zu haben.

Für mein Ziel Florli und die 4444 Stufen habe ich zum Beispiel fast 6 Monate trainiert, um die Kondition und die entsprechenden Muskeln aufzubauen. Wenn ihr nie Sport treibt, dann scheitert man eben auch einmal. Das passiert auch Vollprofis, dass sie sich und die eigene Kondition überschätzt haben. Diese hängt ja manchmal auch von den täglichen Gegebenheiten ab.

Die Mitreisenden

Habt Ihr an Eure Mitreisenden gedacht? Mäner neigen dazu, die Leistungsfähigkeit ihrer Frauen und erst recht die der Kinder zu überschätzen. Nicht selten haben wir gesehen, dass Frauen den Männern nur hinterher hetzen (die Grundkondition ist häufig geringer und sie können vieles nicht mittels Kraft wett machen).

Soll der Spaß am Wandern erhalten bleiben, ist bei Kindern um die 11 Jahre bei ca. 16 km im flachen Land schluß. In Norwegen und den Alpen können 6 km schon ausreichend sein. Gerade für Kinder muss man immer ein Highlight und viele Pausen einplanen. Wir nehmen gerne auch mal ein Kartenspiel und eine Frisbee für die Pausen mit oder Schwimmsachen, wenn es irgendwo Wasser geben sollte.

Das Wetter

Informiert Euch kurz vor der Tour über das Wetter im Wandergebiet. Sollten Umschwünge angekündigt sein, tretet die Wanderung nicht an. Sollte Euch schlechtes Wetter unterwegs überraschen, dann kehrt so fern möglich um. Versucht nicht, um jeden Preis Eure Wanderung fortzusetzen. Viele erfahrene Bergsteiger haben ihre Routen nicht beim ersten Mal erklommen, weil das Wetter eben nicht mitgespielt hat.

Erste-Hilfe rufen

Seid auf den Notfall vorbereitet. Habt eine Idee, wo Schutzhütten zu erreichen sind. In Norwegen erfrieren nicht wenige Touristen neben einer Schutzhütte, weil sie nicht vorbereitet sind. Erkundigt Euch und unter welcher Nummer ihr die Rettung alarmieren könnt. Einige Regionen haben neben der 112 auch eigene Rufnummern für die Bergrettung. Speichert Euch die Nummern am besten ein. Ich bin ein Fan von doppelten Böden und schreibe mir die Nummern auch auf Papier auf.

Allzeit gut Pfad

So, gut vorbereitet kann Eure Wanderung jetzt eigentlich fast nicht mehr schief gehen. Ich wünsche Euch allzeit gut Pfad.

 

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